Multireligiös durch den Advent

Am 16. Oktober 2018 organisierte das Schulamt eine Exkursion in das Schulzentrum Friesgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk.
Das Besondere an diesem Schulzentrum, das einen Kindergarten, eine Volksschule, eine NMS, eine AHS, eine Nachmittagsbetreuung, eine Handelsschule und einen HAK-Aufbaulehrgang beherbergt, ist die religiöse Buntheit, die zum Selbstverständnis dieser Schule gehört. Nicht „obwohl“, sondern „gerade weil“ es eine katholische („katholisch“ im Sinne von „allumfassend“) Privatschule ist, wird hier die Vielfalt als Reichtum betrachtet.
Beheimatet in Wien 15, dem einkommensschwächsten Bezirk Wiens mit dem höchsten Anteil an Einwohner*innen mit Migrationshintergrund und dem zweitniedrigsten Anteil an Katholiken Wiens (30%), ist das Schulzentrum Friesgasse ein Abbild der multikulturell geprägten Gesellschaft dieser Region. Schule erweist sich besonders hier als Übungsfeld für ein friedvolles und tolerantes Zusammenleben der Religionen und Kulturen, es gilt als zentraler Auftrag, Schüler*innen dialogfähig zu machen. Religion hat hier einen großen Stellenwert, wobei die christliche Religion systembildend ist. Es ist dem Schulzentrum aber ein Anliegen, die jungen Menschen zu ihrer eigenen gelebten Glaubensüberzeugung hinzuführen.
Friedenserziehung
Friedenserziehung ist ein Schwerpunkt des Schulprofils und wird von allen Religionsgemeinschaften mitgetragen. Ein sichtbares Zeichen dafür ist ein an den Wänden aufgemaltes „Friedensband“, das sich durch das ganze Schulgebäude zieht und auf dem das Wort „Friede“ in allen in der Schule gesprochenen Sprachen zu lesen ist. Weiters findet in der Gebetswoche für die Einheit der Christ*innen im Jänner ein großes Friedensgebet statt.
Mittagshalt im Advent
Ein eigenes Schulpastoralteam vereinbart, welcher Schultyp für welches pastorale Angebot verantwortlich ist. Im Advent gibt es einmal pro Woche eine spirituelle Einheit (Rorate, Gebet, Besinnungsworkshops für Erwachsene). Dazu gehört auch der sogenannte „Mittagshalt“, ein multireligiöses Friedensgebet, das entweder von allen gemeinsam oder von einer Religion oder Bekenntnisgemeinschaft vorbereitet wird. Dann werden die anderen dazu eingeladen. Dieser Mittagshalt findet um 14.00 statt und ist offen für Schüler*innen und Erwachsene. Die Texte werden von den Schüler*innen mit Unterstützung der Religionslehrer*innen ausgesucht. Das Gebet, das etwa 10-20 min dauert, wird im neutralen Teil der Kapelle gefeiert, der mit verschiedenen Friedenssymbolen und -texten gestaltet ist. Schüler*innen bereiten den Raum mit Kerzen, Tüchern etc. vor, die sie aus einem eigenen „Religionskammerl“ nehmen können.
Es wird hier das Bemühen spürbar, dass die einzelnen Religionen und Bekenntnisgemeinschaften sichtbar einander ihren jeweiligen Glauben bezeugen und in Freude miteinander leben dürfen, nach dem Motto: voneinander lernen – miteinander beten und feiern.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Gott, unser Schöpfer
die Gegensätze in der Welt klagen uns an.
Reichtum und Not,
Hunger und Überfluss,
Sorglosigkeit und Leid stehen gegeneinander.
Hilf du uns allen,
dass wir aufhören, die Gegensätze zu verschärfen
und anfangen,
einander Brüder und Schwestern zu sein.
(nach Mutter Teresa und Frère Roger Schutz)
Danke der Schulleiterin Mag.a Maria Schelkshorn-Magas und der Religionslehrerin Mag.a Birgit Mbwisi-Henökl für die freundliche Unterstützung!
Text: Eva Bacher