Merkel hält Religionsunterricht heute für besonders wichtig
München, 24.01.2017 (KAP/KNA) Bundeskanzlerin Angela Merkel hält den Religionsunterricht in den Schulen für unverzichtbar. Sie sei der Meinung, dass dieser "in unseren heutigen Zeiten eher wichtiger als weniger wichtig ist", sagte sie am Montagabend beim Diözesanempfang im bayerischen Würzburg. Ministerpräsident Horst Seehofer ließ sich bei dem Event von Justizminister Winfried Bausback (CSU) vertreten. Auch die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) saß im Publikum.
Interview mit Angela Merkel auf Radio Vatikan
In dem Fach Religion gehe es um Gewissens- und Herzensbildung und um "mehr als nur unser eigenes Leben, nämlich auch um den großen Zusammenhang des Lebens als Geschöpfe Gottes", sagte die Kanzlerin. Man spüre in diesen Zeiten - "ich spüre es jedenfalls", so Merkel weiter -, dass "wir von Voraussetzungen leben, die wir selber nicht so schaffen können". Diese seien vielmehr in der Geschichte, in den Überzeugungen und im Glauben begründet, "die uns dann auch in die Zukunft tragen" und die Gesellschaft ein Stück aus der "Ich-Bezogenheit" herausführen könnten.
Merkel warnt vor Abschottung
Merkel sprach zum Thema "Verbundenheit in offener Gesellschaft: Pluralität und Identität - Herausforderung und Chance". Sie rief auch zu mehr Zusammenhalt und Offenheit in der Gesellschaft auf und warnte vor Abschottung, Polarisierung und Populismus. Dieser helfe nicht weiter angesichts der vielen aktuellen Herausforderungen.
Zugleich dankte Merkel den mehr als 20 Millionen Menschen, die sich in Deutschland ehrenamtlich engagieren. Dieses riesige Netzwerk garantiere, dass das Zusammenleben funktionieren könne - auch dort, wo der Staat an seine Grenzen stoße: "Danke an dieses Netzwerk und Danke an die Kirchen", die hier besonders aktiv seien.
Mit Blick auf 500 Jahre Reformation seien die katholische und die evangelische Kirche auch ein Beispiel dafür, wie man trotz aller Unterschiede in ökumenischer Verbundenheit zusammen vieles schaffen könne, so die Kanzlerin. Als besonders wichtige Aufgabe nannte Merkel die Integration derjenigen, die bleiben dürften. Von diesen Menschen müsse man aber auch erwarten, dass sie sich an das Grundgesetz halten, etwa an Meinungs- und Religionsfreiheit und an die Würde jedes Menschen.
Merkel betonte darüber hinaus die besondere Bedeutung der Familien für die Gesellschaft. Familie sei "dort wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern lebenslang Verantwortung übernehmen", und das vom Anfang bis zum Ende des Lebens. Auch Großeltern seien hier besonders wichtig.
Im Gegenzug, so Merkel weiter, müssten Staat und Gesellschaft mit den Familien auch sorgsam umgehen. Dazu zählten nicht nur materielle Hilfen, sondern auch das Engagement für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In Erziehung und Bildung, aber auch in der Pflege und in vielen anderen Bereichen könne vieles nicht funktionieren ohne das Engagement der Familien und den Zusammenhalt auch zwischen den Generationen.
An dem Empfang nahmen neben dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann als Gastgeber zahlreiche weitere Bischöfe teil, darunter der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, war dabei.